Um die Situation der Kulturschaffenden und Kultureinrichtungen seit Ausbruch der Corona-Pandemie zu erfassen, hat der Rat der Künste vom 15. Juni bis 15. Juli 2020 gemeinsam mit dem VddK 1844 zwei anonyme Online-Umfragen erstellt. Mit deren Auswertung möchten wir eine Orientierungshilfe für Verwaltung und Politik in der Corona-Krise geben.
Unterstützung erhielten wir dabei von Dinah Schwarz und Barbara Sydow (Kulturamt), Christine Brinkmann (ZAKK) und Rolf Kessler (Schulamt).

Eine Abfrage richtete sich an Einzelpersonen aus dem kulturellen Bereich, wie bildende und darstellende Künstler*innen, Musiker*innen, Schriftsteller*innen, etc.
Eine weitere Abfrage galt für Festivals und kleinere Institutionen.

Es beteiligten sich insgesamt 310 Soloselbständige, sowie 51 Festivals bzw. Institutionen.

Die Umfrage der Soloselbständigen ergab, dass von ihnen 2/3 Mitglied bei der Künstlersozialkasse sind. Davon konnten 63 durch Meldung ihrer Einnahmeeinbußen dort ihre monatlichen Beitragszahlungen senken.

179 haben € 2.000 NRW-Soforthilfe für Künstler*innen beantragt, die nur 79 mal bewilligt wurde.
196 haben die € 9.000 NRW-Soforthilfe für Soloselbständige beantragt. 180 davon wurden bewilligt.
Die meisten Kulturschaffenden haben keine weiteren Hilfsprogramme in Anspruch genommen.

Durchschnittlich haben die Künstler*innen einen Einnahmerückgang von 59,3 %. Ihre privaten finanziellen Reserven reichen im Schnitt 5,5 Monate.

Nur 7 gaben an, einen Kredit aufgenommen zu haben, 113 haben verkraftbare Einbußen.

106 Kulturschaffende können ihre geplanten Projekte nachholen, 153 können das nicht.

Immerhin 62 Personen erwogen schon zu diesem Zeitpunkt, ihre Profession aufzugeben.

Laut der Online-Umfrage würden folgende Maßnahmen bei den von Covid-19 verursachten Problemen helfen (Listung in der Reihenfolge der Priorisierung):

1. Arbeitsstipendien (Das Land NRW hat Anfang August 15.000 Stipendien á € 7.000 ausgeschrieben)
2. Beratung bei den Soforthilfe-Programmen (Ein Informationsangebot ist vom Rat der Künste gemeinsam mit dem Kulturamt für September geplant)
3. Zuschuss zur Ateliermiete inkl. Nebenkosten
4. Austausch zur Entwicklung von Alternativformaten
5. Bedingungsloses Grundeinkommen

Häufig nahmen die Kulturschaffenden finanzielle Unterstützung von Familie und Freunden in Anspruch.

Durchweg gaben die Teilnehmer an, unter Existenz- und Zukunftsangst zu leiden.

Darstellende Künstler*innen leiden extrem darunter, dass sie nicht auftreten, also ihren Beruf nicht ausüben können.

Es herrscht allgemein die Sorge, dass sich die Kulturinfrastruktur grundlegend ändern wird, also beispielsweise Aufführungs- und Ausstellungsorte schließen müssen.

Von den Bildenden Künstler*innen wird ausdrücklich gewünscht, dass die Stadt Arbeiten ankauft, was dankenswerterweise auch bereits geschehen ist.
Außerdem sollen neue Corona gerechte Ausstellungs- und Auftrittsmöglichkeiten geschaffen werden.

Die Online-Umfrage für Festivals und kleine Institutionen ergab, dass meist für dieses Jahr noch keine extreme Gefährdung gesehen wird, jedoch 50% der Rückmeldungen große Befürchtungen für 2021 formulieren.
Viele haben ihre Mitarbeiter*innen weiter beschäftigt oder haben für sie alternative Arbeiten z.B. im digitalen Bereich gefunden.

Circa 50% der geplanten Veranstaltungen finden 2020 mit eingeschränkter Besucherzahl statt.

Gut die Hälfte aller Befragten gab an, dass sie Beratungsbedarf zu den Corona-Hygiene- und Abstandsbestimmungen haben.

1/3 der Veranstalter*innen zahlt Ausfallhonorare, 1/3 zahlt keine Ausfallhonorare, 1/3 haben ihre geplanten Veranstaltungen zunächstverschoben.

Es ist zwingend notwendig, dass neue Strukturen geschaffen werden, um Live-Auftritte unter Corona-Bedingungen möglich zu machen.
Auch sollte man nicht vergessen, dass weitere Berufsgruppen, die im kulturellen Bereich arbeiten, wie z.B. Techniker*innen, Ticketverkäufer*innen, Mitarbeiter*innen in der kulturellen Bildung, stark von den Auswirkungen der Corona-Krise betroffen sind.