Sehr geehrte kulturpolitische Sprecher*innen der Landeshauptstadt Düsseldorf,
die Kürzungsvorhaben für die freie Szene verunsichern, besorgen und irritieren die Düsseldorfer Kulturmacherinnen.
Wir befinden uns erneut mitten in einem Pandemie-Winter. Bereits seit zwei Jahren können wir unseren Berufen nicht nachkommen. Unsere Existenz ist in der vierten Pandemie-Welle weiterhin bedroht. Auch wenn versprochen wurde, die für die vergangene Kulturausschusssitzung geplanten Kürzungen zurückzunehmen, vermissen wir ein nachhaltiges Investitionsprogramm für die abgeschlagene Kulturszene.
Kunst- und Kulturschaffende arbeiten für die Stadt und die Düsseldorfer*innen, sie möchten auch in Zukunft Projekte realisieren, durch die Düsseldorf weit über seine Grenzen hinaus erstrahlt.Doch für 2022 sehen wir wieder Probleme auf uns zu kommen. Neben der Inflation, dem pandemiebedingten Besucherverhalten und einem Rückgang von Ticketverkäufen bis zu 50% muss nun auch noch – wie im Jahr 2021 – mit großen Erhöhungen im Bereich der Personal- & Hygienekosten gerechnet werden.Hinzu kommen die Anhebung des Mindestlohns, sowie die Abwanderung von Fachpersonal u.a. im Bereich der Technik
Aufgrund dieser großen Schwierigkeiten in der Kunst- und Kulturszene möchte der Rat der Künste ganz konkrete Vorschläge machen:
Wir bitten Sie und Ihre Fraktionen, die Kultur der Stadt vorerst bis 2027 durch nachfolgende Punkte zu unterstützen:

  1. Im November 2021 stiegen die Verbraucherpreise in Deutschland gegenüber dem Vorjahresmonat um 5,2 Prozent (https://de.statista.com).
    Der Rat der Künste schlägt einen Inflationsausgleich vor, der auch bei mehrjähriger Förderung berücksichtigt wird. Zudem sollten Tariferhöhungen und Steigerungen der Energiekosten bei den Projektförderungen berücksichtigt werden.
  2. Während der Pandemie wurden Verwaltungs-, Genehmigungs- und Nutzungsgebühren u. a. für Räume und Flächen der Stadt nicht, oder zu geringeren Sätzen berechnet. Der Rat der Künste würde es außerordentlich begrüßen, dies beizubehalten, da die Kulturszene in absehbarer Zeit nicht wieder in den Normalbetrieb zurückkehren kann.
    Wünschenswert sind außerdem:
    – unbürokratische Abwicklung der freien Nutzung von Flächen durch das Gartenamt und Verkehrsmanagement
    – zügige und gebührenfreie Bearbeitung der Nutzungsanträge
    – gebührenfreie Ausschankgenehmigungen
    – mietfreie Nutzungen der städtischen Außenraumflächen
    – Aussetzung der Gebührenordnung
  3. Im Zuge der pandemiebedingten Realisierung von Produktionen im Freien fallen derzeit hohe Kosten bei Tochtergesellschaften der Stadt (wie beispielsweise Stadtwerke, AWISTA, u. a.) an. Der Rat der Künste würde in den kommenden zwei Jahren
    – eine freie Entsorgung und Bereitstellung von Behältern durch die AWISTA für solche Veranstaltungen
    – eine freie Versorgung und Bereitstellung von Wasser, Abwasser und Strom durch die Stadtwerke für solche Veranstaltungen begrüßen.
  4. Für die Realisierung externer kultureller Veranstaltungen in städtischen Institutionen fallen derzeit hohe Kosten an, die dazu führen, dass Veranstaltungen pandemiebedingt nicht kostendeckend durchgeführt werden können. Der Rat der Künste schlägt eine Mietminderung von 50% bei Nutzung von Räumen städtischer Kultureinrichtungen und Beteiligungsgesellschaften (Tonhalle, Oper u. a.) für die Jahre 2022 und 2023 vor. Personalkosten sind davon nicht betroffen.

Am 20.09.2021 traf sich der Rat der Künste mit dem Oberbürgermeister Dr. Keller. In diesem sehr konstruktiven Gespräch wurde u.a. ein Workshop mit den beteiligten Ämtern zur Koordinierung von Genehmigungsverfahren von Räumen, sowie die Einrichtung einer 1-Stop-Agency angedacht. Auch für die Initiative Kultur+ zeigte sich Herr Dr. Keller offen.
Gemeinsame halbjährliche Treffen mit dem Rat der Künste und dem Oberbürgermeister einzurichten, hielten alle Beteiligten für sinnvoll.
Wir wären Ihnen sehr dankbar, unsere Vorschläge in Ihren Entscheidungen und Beschlüssen, zu berücksichtigen. So können wir zumindest ansatzweise etwas Sicherheit erlangen, um Kunst und Kultur für ein Düsseldorfer Publikum im Sommer 2022 zu ermöglichen.
Wir freuen uns außerdem über einen regelmäßigen Austausch und Dialog mit Ihnen.
Mit freundlichen Grüßen
Corina Gertz und Robert Koall
für den Rat der Künste Düsseldorf