Mitte Juni steht die Oper wieder auf der Tagesordnung des Stadtrates, die Ratsmitglieder sollen über den Standort und die Ausschreibung eines Architektur-Wettbewerbes entscheiden.

Nach unserer Einschätzung ist dies der falsche Zeitpunkt, um über einen Standort und die Ausschreibung eines Architekturwettbewerbes für den Neubau der Oper zu entscheiden. Corona, der Ukraine-Krieg, die enormen Preissteigerungen und erwartete Mindereinnahmen bei den städtischen Einnahmen haben eine neue Situation geschaffen. Eine Milliarden-Investition in eine einzelne Kultursparte ist politisch kaum vermittelbar in einer Landeshauptstadt, die über eine lebendige und attraktive Kulturszene verfügt.

Zudem hat auch die zweite Öffentlichkeitsbeteiligung kein eindeutiges Ergebnis geliefert, was eine „Oper für alle“ oder eine „Oper der Zukunft“ für die Bürger*innen leisten könnte.

Alle prämierten städtebaulichen Entwürfe für den Standort an der Heinrich-Heine-Allee greifen erheblich in die Substanz des Hofgartens ein – bislang ein Tabu.

Sowohl die Heinrich-Heine-Allee als auch das ehemalige Kaufhof-Gebäude haben ebenfalls gravierende Nachteile; die alleinige Festlegung auf diese beiden Standorte ist möglicherweise voreilig getroffen worden.

Über einige Aspekte des Opern-Neubaus ist diskutiert worden, allerdings nicht über die Finanzierung, zu erwartende Steigerung der Bau- und Kreditkosten, sowie mögliche, kostengünstigere Alternativen. Zudem bleibt umstritten, welche Auswirkungen ein überaus teurer Neubau für die anderen Kulturbereiche hat.

Ein attraktives Opernangebot gehört sicherlich mit zum kulturellen Reichtum unserer Stadt. Aber im Interesse der freien Kulturszene und der städtischen Kulturinstitutionen, die bereits jetzt unter der Nichtanpassung der notwendigen Ressourcen und einem großen Investitionsstau leiden, fordern wir den Rat der Stadt auf, die bislang getroffenen Entscheidungen zu überdenken und zeitgemäße Lösungen zu erarbeiten.